17.07.2025
Aktuelle Pflanzenbauhinweise für Unterfranken

Pflanzenbauhinweise für den Regierungsbezirk Unterfranken vom Erzeugerring für landwirtschaftlich pflanzliche Qualitätsprodukte Würzburg e. V. und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg.

Zuckerrübenmonitoring: Bestände auf Cercospora kontrollieren

In allen Monitoring-Schlägen wurde mittlerweile Cercopsora gefunden, vereinzelt auch Ramularia und Rost. Bis 31. Juli gilt der Schwellenwert von 5 befallenen von 100 Blättern. Alle Schläge, die noch nicht oder bereits vor mehr als 2,5 Wochen behandelt wurden, sollten umgehend kontrolliert und ggf. zeitnah behandelt werden. Die Bekämpfungsschwelle für eine Zweitbehandlung liegt bis 15. August bei 15 befallenen pro 100 Blättern. Vor jeder Pflanzenschutzmaßnahme sollte eine Eigenbestandskontrolle durchgeführt werden, um die Resistenzproblematik nicht durch unnötige Behandlungen zu verstärken. Bei Mehrfachbehandlungen Wirkstoffwechsel einbauen.

Für das Zuckerrübenmonitoring auf Blattkrankheiten werden die Befallswerte wöchentlich mittels der 100-Blattmethode in Praxisschlägen ermittelt.

Zu den Monitoringergebnisse Unterfranken

Reinigung der Getreidelager - Vorsorgender Vorratsschutz

Vor der Getreideernte ist in Lagerräumen eine hygienische Grundreinigung vorzunehmen. Staub und Altgetreide an bzw. auf Lagerwänden sind ideale Brutplätze für Lagerschädlinge! Chemische Mittel haben eine verminderte Wirkung, wenn sie durch Staubablagerung gebunden werden. Bei Überlagerung von Getreide sollte die neue Ernte grundsätzlich getrennt von der alten eingelagert werden.
Biologische Maßnahmen:

Besonders in hölzernen Silos und Dachkonstruktionen ist die Bekämpfung mit chemischen Kontaktmitteln oft nur wenig erfolgreich, da nicht alle Eier und Larven in allen Ritzen zugänglich sind. Aus eigenen Erfahrungen ist ein Einsatz von Nützlingen wesentlich effektiver, da die verschiedenen Nützlinge sowohl die Falter als auch die Eier aufsuchen und so nachhaltiger den Befall reduzieren helfen. Die Kombination der Mehlmottenschlupfwespe (Habrobracon hebetor gegen Mehlmotte, Speichermotte und Dörrobstmotte) mit der Trichogramma-Schlupfwespe (Trichogramma evanescens gegen die Eier von Lebensmittelmotten) erzielte in der Praxis bei Ausbringung beim ersten Falterflug nach vollständiger Einlagerung die besten Erfolge. Die erste Behandlung sollte 2-4 Wochen nach Getreideeinlagerung erfolgen und nach 2-3 Wochen wiederholt werde. Die Schlupfwespen sind nur 0,3 mm groß, harmlos für den Menschen und werden kaum wahrgenommen.

Chemische Behandlungen

sind nach Bedarf durchzuführen. Informationen finden Sie im Versuchsberichtsheft 2024, S.297. Die Gebrauchsanweisungen der Mittel sind grundsätzlich zu beachten. Beachten Sie den Anwenderschutz!

Merkblatt der Verbände der Getreide- und Ölsaatenwirtschaft zum sicheren Umgang mit Erntegut - Raiffeisen Externer Link

Monitoring auf Schilfglasflügelzikade: Fangzahlen auf niedriges Niveau zurückgegangen

In Zusammenarbeit der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mit dem Verband fränkischer Zuckerrübenbauer läuft ein unterfrankenweites Monitoring auf Schilf-Glasflügelzikaden in Zuckerrüben, Kartoffeln und Gemüsekulturen. Diese Zikaden sind Überträger von pflanzenpathogenen Bakteriosen, die zu erheblichen Schäden an Pflanzen und Erntegut mit entsprechenden Ertragseinbußen führen können.

Wochenergebnisse

In einigen Landkreisen gab es zur Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade einen Amtlichen Warndienstaufruf. Hierdurch wurde es möglich, die Schilf-Glasflügelzikade in den betroffenen Landkreisen mit chemischen Insektiziden zu bekämpfen. Mit diesen Maßnahmen sollte der als besonders kritisch eingestufte Zeitraum von Flugbeginn bis Flughöhepunkt der Zikade abgedeckt werden. Um dies zu erreichen, wurden drei Insektizidbehandlungen im Abstand von ca. 12 Tagen empfohlen.

Aktuell beobachten wir, dass bayernweit der Flughöhepunkt der Zikaden erreicht bzw. überschritten ist und die Fangzahlen zurückgehen. Insofern sollte es gelungen sein, den oben erwähnten besonders kritischen Flugzeitraum der Zikaden mit drei Insektizidmaßnahmen abzudecken. Weitere Behandlungsmaßnahmen sind aus fachlicher Sicht nicht mehr erforderlich, aber unter Einhaltung der geltenden Auflagen auch nicht verboten.

GESUNDHEITSSCHUTZ - Anwenderschutz bei Nachfolgearbeiten beachten

Aktuell werden viele Hackfruchtflächen manuell bereinigt, um entweder ungewünschte, schwerregulierbare oder virusbefallene Pflanzen zu entfernen. Beachten Sie die Auflagen der Pflanzenschutzmittel bei Nachfolgearbeiten nach der Anwendung. Besonders bei den Notfallzulassungen zur Bekämpfung der Schilfglasflügelzikade sind diese sehr streng!

Beispiele:

  • SF275-VEAC:
    Es ist sicherzustellen, dass bei Nachfolgearbeiten/Inspektionen mit direktem Kontakt zu den behandelten Pflanzen nach der Anwendung in Ackerbaukulturen bis unmittelbar vor der Ernte lange Arbeitskleidung und festes Schuhwerk getragen werden.
  • SF276-7AC:
    Es ist sicherzustellen, dass bei Nachfolgearbeiten/Inspektionen mit direktem Kontakt zu den behandelten Pflanzen innerhalb von 7 Tagen nach der Anwendung in Ackerbaukulturen lange Arbeitskleidung und festes Schuhwerk sowie Schutzhandschuhe getragen werden.

Biodiversität im Ackerland - Beispiele zur Unterstützung

Graswege, Feldraine und Wegränder sind wichtige Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Nach der Getreideernte stellen diese Streifen oft die letzten Zufluchtsmöglichkeiten dar und sind möglichst zu schonen.
  • Stoppelbrache:
    Auf verschiedenen Feldern in der Flur verteilt zwei Streifen mit je 3 - 6 Meter Breite nicht grubbern oder scheiben, um Niederwild u.a. zusätzliche Deckung zu bieten (nicht am Feldrand wegen der Queckenbekämpfung).
  • Feldränder
    vor oder nach der Ernte nicht zu tief mähen, sondern ca. 8 - 10 cm hoch; kein tiefes Mulchen und Zerstören der Grasnarbe, weil sich dort Trespe, Flughafer und Orientalisches Zackenschötchen ausbreiten können. Feldrandstreifen oder Wegränder nicht alle in einem Zug bearbeiten, sondern zeitlich versetzt. So wird eine Struktur aufrechterhalten, in die sich die Wildtiere zurückziehen können.
    Wildvögel benötigen ganzjährig alte Grashalme
    Zur Eindämmung des Jakobskreuzkrautes reicht ein späterer Schnitt ab Mitte Juni. Die Schnitthöhe sollte in Abhängigkeit von der Sprosslänge des Jakobskreuzkrautes gewählt werden.

Zulassungsänderungen von Pflanzenschutzmitteln

Betroffen sind u.a. die Insektizide Nexide, Cooper, Xerxes und Mittel des Parallelhandels sowie die Herbizide Mistral und Biathlon 4D.
Beachten Sie zwingend die jeweiligen Aufbrauchfristen!!

Hinweis zum Wirkstoff Triflusulfuron

Die EU-Kommission hat die Zulassung des Wirkstoffes Triflusulfuron nicht mehr verlängert. Entsprechend der Durchführungsverordnung (EU) 2023/2513 mussten Produkte mit dem Wirkstoff Triflusulfuron z.B. Debut oder Debut DuoActive bis spätestens 20. August 2024 aufgebraucht werden. D.h. im Jahr 2025 ist der Einsatz dieser Produkte verboten.

Metribuzinverbot ab 2026

Zulassungen für Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Metribuzin (z.B. Arcade, Artist, Mistral, Citation, Sencor liquid, u.a.) werden spätestens am 24.05.2025 widerrufen. Restbestände solcher Mittel müssen spätestens 24.11.2025 aufgebraucht werden; d.h. 2025 endet der Metribuzineinsatz!

Aktuelle Notfallzulassungen des BVL