Fortbildung für Waldbesitzende
Sichere Waldarbeit

Motorsäge auf Holzpolter

Im Rahmen des Projektes "Wald für unsere Kinder" fand im April 2024 der erste Praxistermin im Wald statt. Zahlreiche Waldbesitzende die in ihrem Wald tätig werden wollen, oder müssen, hatten sich auf dem Forstweg am Alten Berg eingefunden. Beim Start im Wald ging es um Grundlegendes - nämlich sichere Waldarbeit. „Am Ende des Tages wollen wir alle gesund wieder nach Hause kommen“, formulierte es gleich zu Anfang Thomas Hemm von der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), auch als Berufsgenossenschaft bekannt, und leitete damit einen informativen und spannenden Nachmittag ein.

Gemeinsam mit Marco Schreiber, ebenfalls von der SVLFG, nahmen die Fachleute für Arbeitssicherheit die Waldbesitzenden mit auf den Weg die bevorstehenden Arbeiten im Wald auf die Machbarkeit und die möglichen Gefährdungen hin zu bewerten. „Waldarbeit ist gefährlich, das wisst ihr,“ so Marco Schreiber, und weiter „konkret heißt das: 25 bis 30 tödlichen Unfälle passieren im Wald in Bayern – jedes Jahr!“. Mit dem Klimawandel und den dramatischen Folgen für die Waldbäume wie Dürräste, abgestorbenen Kronen und viele, viele dürre Bäume ist die Waldarbeit um ein Vielfaches gefährlicher geworden. „Das ist für uns eine noch nie dagewesene Situation, die mir richtig Bauchschmerzen bereitet,“ so Schreiber.

Persönliche Schutzausrüstung

Aktives Arbeiten und Kenntnisse zur Waldarbeit bei den anwesenden Waldbesitzern zeigte sich bei der Frage der notwendigen persönlichen Schutzausrüstung (kurz als PSA bezeichnet). Allen war klar, dass nur mit Forstsicherheitsschuhen, Arbeitshose mit Schnittschutz und Schutzhelm mit Gesichtsschutz (Visier) und Gehörschutz sowie Arbeitshandschuhen mit der Motorsäge gearbeitet wird. Wie notwendig diese Schutzausrüstung ist, unterstrichen die Berichte aus dem Unfallgeschehen, die die Fachleute der SVLFG anschaulich schilderten und damit in Erinnerung riefen, dass beispielsweise ein vorhandenes Gesichtsvisier beim Sägen auch heruntergeklappt sein muss, um möglichen Schnittverletzungen im Gesicht vorzubeugen. Als Tipp aus eigener Erfahrung gab Hemm weiter, die Notrufnummer 110 in den Schutzhelm zu schreiben, um im Notfall die Rufnummer für den Rettungsdienst parat zu haben.

2-Mann-Arbeit vorgeschrieben

Zur Vorbereitung des Einsatzes gehört die Kenntnis des nächstgelegenen Rettungspunktes (beispielsweise mit der App „Hilfe im Wald“), sowohl für die im Wald Arbeitenden, als auch für die Familie zu Hause. Bei Baumfällarbeiten ist grundsätzlich 2-Mann-Arbeit vorgeschrieben und für die Absperrung des Sicherheitsbereich gegen unbefugtes Betreten werden - zumindest an dem Forstweg – Helfer als Warnposten benötigt – auch das war für die Anwesenden nicht Neues.
Beim gemeinsamen Blick in den Waldbestand zeigte sich schnell die enorme Herausforderung durch viele abgestorbene Altbuchen, die bereits abgebrochene Starkäste und abfallende Rinde aufwiesen. Seilwindeneinsatz bzw. ferngesteuerte Fällkeile wurden als Hilfsmittel angesprochen, aber bald deutlich, dass auch dieser Hilfsmitteleinsatz gelernt sein muss, und seine Grenzen hat. Bei der beispielhaften sogenannten „Baumansprache“ vor der Fällung wurde im Dialog mit den Fachleuten der Sicherheitsbereich, die Rückweiche, die fachgerechte Sicherheitsfälltechnik an einem Baum an der Forststraße durchgesprochen. Es zeigte sich dabei, wie gefährlich schon das Ansetzen der Motorsäge ist, da durch die Vibrationen bereits trockene Äste abbrechen können. Selbst das reine Anbringen eines Seiles zum Sichern des Baumes oder das Einsetzen eines funkgesteuerten Fällkeils stellte sich – im konkreten Fall - als nicht durchführbar heraus.

Im Zweifel für den Harvester

Es kristallisierte sich heraus, dass bei der Vielzahl der mit der Motorsäge nicht sicher zu fällenden Bäume, die maschinelle Ernte als Möglichkeit bleibt. Durch den Einsatz eines Harvesters könnten die Waldflächen so hergerichtet werden, dass Neuanpflanzungen weitgehend gefahrenlos möglich sind. Außerdem könnte der erforderlichen Verkehrssicherung entlang der öffentlich gewidmeten Forststraße nachgekommen werden. Der Einsatz eines Harvesters erfordert die Bündelung der zu bearbeitenden Waldflächen, da erst ab einer gewissen Holzmenge ein Forstunternehmen die Arbeiten übernimmt. David Mayr, Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Würzburg, erläuterte das Vorgehen und bot an eine gemeinschaftliche Holzernte mit dem Harvester zu organisieren. Dazu ist es erforderlich Mitglied der FBG zu werden und die Bereitschaft zur Teilnahme zu dokumentieren. Die Maßnahme könnte im September/ Oktober 2024 erfolgen. Weitere Informationen und die Rahmenbedingungen werden beim nächsten Praxistag erläutert.

Workshop mit der SVLFG

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Wie geht es weiter?

Freitag, 14. Juni 2024 • 16:00 Uhr
Möglichkeiten zur WiederaufforstungDie Möglichkeiten zur Wiederaufforstung werden - je nach gegebener Ausgangslage - vor Ort vorgestellt und notwendige Aktivitäten aufgezeigt. Revierleiter Wolfgang Fricker - unterstützt durch Jonas Bayer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kitzingen-Würzburg - zeigen, welche Schritte nötig sind und wie sie umgesetzt werden können. Das Forstteam und die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Würzburg stehen für Fragen und zur Unterstützung bereit.
VeranstaltungsortGreußenheimer Wald, Waldeingang zum Ruhewald