Waldumbau im Altertheimer „Ortschlag“
Gemeinsam für einen klimastabilen Zukunftswald

Viele Bäume

© David Liebler

Der Privatwald Altertheim rüstet sich für die Zukunft: Dank des vorbildlichen Engagements der knapp 40 Waldbesitzenden war es möglich, den durch Dürre und Borkenkäfer stark geschädigten Fichtenbestand im „Ortschlag“ zu einem klimastabilen Laubmischwald umzubauen. Die Ernte der knapp 3 ha großen Fichtenfläche stand als Erstes an.

Die Klimakrise schreitet voran und hatte im Altertheimer Wald, Bereich „Ortschlag“, besonders die Fichte stark betroffen. Vertrocknete, oder von Borkenkäfer befallene Bäume prägten die sich laufend verschlimmernde Situation vor Ort.

Beratende Unterstützung bei aktivem Waldumbau

Elke Rützel, örtlich zuständige Revierleiterin, konnte in den vergangenen Jahren bereits einzelne Waldbesitzende beim aktiven Waldumbau beratend unterstützen. Für die überwiegende Fläche der insgesamt fast 40 Waldbesitzenden war jedoch eine umfassendere Lösung notwendig, denn: Einerseits war wegen der bereits abgestorbenen dürren Fichten die Holzernte arbeitstechnisch gefährlich geworden, andererseits standen anschließend mit der Notwendigkeit des Zaunbaus und der Wiederaufforstung auch kostenintensive Maßnahmen für die Waldbesitzenden an.

Möglichkeiten eines gemeinschaftlichen Vorgehens vorgestellt

Gemeinsam mit Projektmitarbeiter David Liebler der InitiativeZukunftsWald (IZW) am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg wurden im Frühsommer 2021 alle Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer im „Ortschlag“ ausfindig gemacht und bei mehreren Terminen die Möglichkeiten eines gemeinschaftlichen Vorgehens aller Waldbesitzenden im „Ortschlag“ vorgestellt und diskutiert.

Trotz unterschiedlicher Betroffenheiten im Hinblick auf die Schäden an den Fichten, unterschiedlicher Grundstücksgrößen und unterschiedlicher Möglichkeiten selbst im Wald zu arbeiten, entwickelte sich zügig ein Gemeinschaftssinn und der gemeinsame Wille den Wald im „Ortschlag“ fit für die Zukunft zu machen. Einige Waldstücke wechselten seither auch den Eigentümer. „Ich habe in meinem Wald zwar im letzten Jahr selbst durchforstet, aber der Borkenkäfer schwächt die Fichten weiter und befallene Bäume müssen rechtzeitig aus dem Wald gebracht werden und daher konnte ich dieser gemeinsamen Aktion nur zustimmen,“ so Klaus Hemrich, einer der Waldbesitzenden.

Weg für Umsetzung geebnet

Mit schriftlicher Zustimmung aller Waldbesitzenden im „Ortschlag“ war der Weg geebnet, die Unterstützung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Würzburg w.V., als Selbsthilfeeinrichtung der Waldbesitzenden, für die Umsetzung zu nutzen. Geschäftsführer Timo Renz erläuterte im Vorfeld die Voraussetzungen der gemeinschaftlichen Holzerntemaßnahme und stellte trotz der schlechten Industrieholzpreise und der relativ schwachen Durchmesser der Fichten mindestens einen kostendeckenden Abschluss der Maßnahme in Aussicht. „Es bleibt für jeden etwas übrig", so Renz optimistisch, „aber Mitglied in der FBG, das müsst Ihr sein!“ Satzungsgemäß kann die FBG nur für Mitglieder tätig sein.

Ortstermin mit Projektkraft und Feldgeschworenem

Harvester im Ortschlag

Harvester

Gemeinschaftlich tätig im Wald wurden die Waldbesitzer selbst dann noch vor der Sommerpause. In einem Ortstermin mit Projektkraft David Liebler und dem Feldgeschworenen Arno Götzelmann wurden die Grenzen der einzelnen Waldgrundstücke eindeutig und reifenverträglich mit Holzstecken und Farbmarkierungen gekennzeichnet.
Dieser Schritt war wichtig, um nach der Holzernte die Grundstücke, auch ohne Bäumen darauf, wiederzufinden.
In einem ersten Schritt wurden die Fichten mit einem Harvester geerntet. „Auch wenn es bedauerlich ist, die Fichten fällen zu müssen, ist dies der beste und der richtige Weg hin zu einem klimastabileren Wald“, so Revierförsterin Rützel, „Abwarten führt zu Vergrasung und dann ist die Wiederaufforstung sehr mühsam und kostspielig“.

Gemeinde Altertheim unterstützt Waldbesitzende

Auch die Gemeinde Altertheim unterstützte die Waldbesitzenden, indem sie Holzlagerplätze zur Verfügung stellte und als Sammelstelle für Formalitäten fungierte. Beratungen für die bevorstehende Wiederaufforstung mit Laubhölzern im Herbst/Winter 2021/2022 fanden statt und jeder konnte für sein Waldstück die bevorzugte Baumartenmischung wählen: Zur Pflanzung kamen dann Eichen, Elsbeeren, Speierlinge, Baumhaseln, Hainbuchen und Linden.
Die Witterung und der Bodenstand waren günstig für die Pflanzung und die kleinen Bäumchen wurzelten gut an. Im Hitzesommer 2022 war dann das mehrmalige Bewässern für das Überleben der Baumpflanzen notwendig - auch einer half dem Gemeinsinn mit ausgeliehenen Wasserfässern und Erfahrungsaustausch zum wie und wie viel und wann der Wassergaben.

Abteilungsleiterin Antje Julke vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Kitzingen-Würzburg ist beeindruckt von der Tatkraft der Altertheimer. „Die aktive und kooperative Zusammenarbeit aller Akteure in Altertheim zeigt beispielgebend den Weg einen vom Klimawandel gezeichneten Wald in eine bessere Zukunft zu führen,“ so Julke, „das zeigt echte Waldverbundenheit“.

Hinweis
Gemäß des Bayerischen Waldgesetzes (BayWaldG) ist jede Waldbesitzerin und jeder Waldbesitzer verpflichtet, seinen/ihren Wald zu erhalten und im Schadensfall innerhalb von drei Jahren wieder aufzuforsten.

Ansprechpartner im Landkreis Würzburg

Derzeit fehlt eine forstliche Fachkraft der "Initiative Zukunftswald" am AELF Kitzingen-Würzburg. Die Revierleiterinnen und Revierleiter des Amtes unterstützen alle interessierten Waldbesitzenden kostenlos und unverbindlich in ihrem Wald.